Rio Branco, Brasilien
Besuch bei unseren brasilianischen Schwestern

Für Sr. Ulrike, die zum Leitungsteam unserer Schwesternschaft gehört, war es sehr interessant und wichtig, ein Bild von dem Leben in Rio Branco zu bekommen.

Sr. Margarida in der Hängematte

Sr. Margarida in der Hängematte

„Es war Winter- und Regenzeit in Norden Brasiliens: für mich ein Zustand wie in der Waschküche. Wenn die beiden Schwestern meinten, es sei kühl oder sogar kalt, tropfte ich beinahe immer noch vor mich hin… Um ca. 6.00 Uhr morgens geht die Sonne auf, um ca. 6.00 Uhr abends geht sie wieder unter - für mich ungewöhnlich.
Eine schöne Überraschung erwartet einen, wenn man von der Straße durchs Eingangstor zum Haus kommt. Auf engstem Raum sind verschiedenste exotische Pflanzen, Büsche, Palmbäume. Wunderschön anzusehen, liefern sie Schatten und leichte „Kühle“. Das habe ich sonst nirgendwo an den Häusern hier gesehen.

Das Haus ist klein, einfach, schön und praktisch eingerichtet. Ich schlief in Sr. Christinas Zimmer. Sie zog zu Sr. Margarida um, erhielt deren Bett, und diese schwang sich fröhlich in die Hängematte. Das hat mich berührt. Wir beide konnten uns sprachlich (portugiesisch/spanisch) gut verständigen, das erleichterte vieles. So konnte ich Sr. Margarida gezielt nach ihrer Kindheit im Amazonas, ihrem Leben dort und der Familie fragen. So interessant! Und umgekehrt hatte sie auch gezielte Fragen nach dem Ergehen, den Umständen einzelner Schwestern und Hausgemeinschaften. Vierzig Jahre gehört sie schon zu uns Christusträgern.
Kaum vorstellen kann ich mir, wie die beiden als Schutzmaßnahme ein Jahr lang „Quarantäne“ auf diesem engen Raum ausgehalten haben. Sr. Christina sagte mir, man könne 50 Schritte gehen… das müssen „Trippelschritte“ gewesen sein. Ins Freie zu gehen ist aber auch nicht besonders attraktiv, zumal es in der Siesta-Zeit doch meist heiß ist und es keine Gehwege gibt. Dazu werden täglich in den örtlichen Nachrichten die Gräueltaten der Bandenkriege in naher Umgebung gemeldet. 

Sehr schön war für mich das Miteinander der Schwestern zu erleben. Sie sorgen füreinander, ergänzen sich und reiben sich auch mal, können genießen und feiern und vor allem, sie leben ihre Gemeinschaft als Senioren-CT-Schwestern vor Gott.

v.l. Sr. Ulrike, Sr. Margarida und Sr. Christina

v.l. Sr. Ulrike, Sr. Margarida und Sr. Christina

Wir nahmen uns viel Zeit zum Erzählen, Hören, Austauschen. Sr. Margarida zeigte mir auf Wunsch viele Fotos. So konnte ich ein Stück weit das Lebenswerk der Schwestern sehen. So viele Menschen, Kinder, Jugendliche, die durch die Kita gegangen sind und von Gott berührt wurden. Sehr bewegende Geschichten! Viele Jahre arbeitete Sr. Christina vormittags in der Kita und nachmittags als Englischlehrerin in einer staatl. Schule. Sr. Margarida hielt die Stellung in der Kita und dazu jahrelang ihren „Club“ für ehemalige Kita-Kinder. Und auch Sr. Ursula war „präsent“, die seinerzeit die orthopädische Schuhwerkstatt aufgebaut hatte.  Sehr beeindruckt haben mich auch die Predigtdienste von Sr. Margarida in den Gemeinden. Einen Einsatz durfte ich selbst erleben, in einer kleinen Presbyterianer Kirche, 40 km entfernt in der Pampa. Für mich war der Weg dorthin sehr interessant. Eine Freundin der Gemeinde holte uns ab. Gekonnt schlängelte sie sich an all den Schlaglöchern vorbei. Die Landschaft, tropisch, fast schon Regenwald. Sr. Margarida hatte sich gut vorbereitet und war freudig in ihrem Element. Ich staunte über ihre praktische, gut fundierte Lehre. Sr. Christina unterstützte mit geschriebenem Anschauungsmaterial. Sie hatte am Abend zuvor die Idee, dass wir drei ein Lied vortragen könnten. Gesagt, getan - zur Freude der Gemeinde.

ehemalige Kita

ehemalige Kita

Einmal besuchten wir die ehemalige Kita. Sie ist jetzt die Basis einer Missionsorganisation, deren Mitarbeiter zur Erholung, Einkauf etc. kommen, bevor sie wieder zu den verschiedenen Indianer- Stämmen reisen. Es war eine nette Begegnung. Doch für die Schwestern war es schmerzlich zu sehen, wie heruntergekommen Gelände und Gebäude sind. Ich erahne die ehemalige Schönheit und denke an die vielen Menschen und ihre  Geschichten. Einmal mehr staune ich über Gottes Wirken.

Ein Höhepunkt war der von den Schwestern gewünschte Dankabend. Mit einer Andacht und einem festlichen Essen feierten wir Gottes Güte, Bewahrung, Heilung, Durchhilfe. Ja, es gab so vieles für mich zum Staunen – letztlich zum Staunen über Gott, wie Er jede persönlich führt, anspricht, verändert – und einmal mehr: was Er durch das Leben unserer Schwestern weltweit bewirkt. Einfach großartig.

Auf dem Rückflug begleitete mich Sr. Christina, die nun wieder einige Monate in Deutschland sein wird, jetzt in ihrem neuen Zuhause bei den Schwestern in Morija.“

Sr. Ulrike

— Sr. Ulrike, 28. April 2022